Jean-Luc Tanguy, chercheur microbiologie et sélection variétale, OBS - Pouliquen

Jean-Luc Tanguy – 40 Jahre Sortenforschung

Heute möchten wir Sie zu einer Begegnung mit einem der Pioniere der Sortenforschung in der Bretagne mitnehmen, und zwar mit Jean-Luc Tanguy, dem ehemaligen Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der bretonischen Organisation für Sortenauswahl und Saatgutproduktion, der OBS (Organisation Bretonne de Sélection). Als „lebendiges Gedächtnis“ dieser Forschungseinrichtung, die zum Erzeugerverband Cerafel von Prince de Bretagne gehört, hat er über vierzig Jahre lang daran gearbeitet, Gemüsesorten weiterzuentwickeln, um den Erwartungen der Erzeuger, Händler und Verbraucher entgegenzukommen.
Einige Monate vor seiner Pensionierung blickt er auf die geleistete Arbeit und die allgemeine Entwicklung im Bereich der Sortenforschung zurück.

“Ich bin schon nicht mehr der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Heute hat mein Kollege Benoît Borschinger, den ich zwei Jahre lang eingearbeitet habe, diese Position inne. Ich selbst bin noch als Unterstützung bei der Sortenentwicklung dabei”.
Bescheidenheit und Sympathie sind zweifellos die beiden Eigenschaften, die man Jean-Luc schnell zuschreibt, wenn man ihn zum ersten Mal trifft. Der 60-Jährige mit Kapuzenpullover erklärt uns seinen Beruf und die Herausforderungen, denen er gegenübersteht.

Sicherstellung der Produktion

Die Entwicklung neuer Gemüsesorten wird durch die Weiterentwicklung der Gesetzgebung, den Klimawandel sowie die Anforderungen der Erzeuger hinsichtlich von Ertrag, Gesamtqualität oder auch Frühreife angetrieben.
“Heute wird die Züchtung von robusteren Sorten gefördert. Das ist der Gesamtentwicklung angepasst: Es sind weniger Einsatzmittel erlaubt, das Klima ändert sich, und zwar schnell, und führt zu wesentlichen Veränderungen in den Produktionszyklen, und zwar sowohl bei Schalotten und Zwiebeln als auch bei Blumenkohl oder Artischocken.”
Zu dieser bereits langen Liste kommen auch noch andere Sachzwänge hinzu, insbesondere die sich verändernden Arbeitsbedingungen und die gewünschte Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE). So wird beispielsweise eine Blumenkohlsorte, deren Köpfe zu hart zum Schneiden sind, von den Erzeugern nicht angenommen, auch wenn sie die anderen Kriterien der Widerstandsfähigkeit und Qualität erfüllt.
Das Pflichtenheft der Forscher und Züchter der OBS ist also im Laufe der Jahre immer umfangreicher geworden. Und die Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel voranschreitet, wird ihre Arbeit leider nicht erleichtern.

Gemeinschaftsarbeit

Eine der Stärken der OBS ist es, mitten im Produktionsgebiet angesiedelt zu sein. Die Pflanzenzüchter arbeiten direkt mit den Erzeugern zusammen. “Wenn bei einem Anbau eine Krankheit festgestellt wird, wenden sich die Erzeuger an die Landwirtschaftskammern, und unsere Techniker gehen dann direkt vor Ort aufs Feld, um Proben zu entnehmen. Anschließend arbeiten wir im Labor daran”.
Die OBS greift aber nicht erst ein, wenn es Alarmfälle gibt, sondern betreibt ständig Forschung.
“Sobald Pilze oder Bakterien auch nur gesichtet werden, warten wir nicht auf Änderungen der Vorschriften oder des Klimas. Wir beginnen sofort mit der Forschungsarbeit.”
Und hier kommen wir zum Kernbereich von Jean-Lucs Beruf: der Mikrobiologie.

Mikrobiologie im Dienste der Gemüsebauern

“Was zunächst wie ein nur schwaches Signal aussieht, kann in drei oder vier Jahren zu etwas sehr Ernstem werden.”
Jean-Lucs Stärke liegt darin, dass er in der Lage ist, zu bestimmen, ob es sich um einen Pilz, eine Bakterie oder sogar einen Parasiten handelt; er kann deren Aktionen identifizieren, er kann sagen, was diese brauchen, um sich auszubreiten.
“Die Analysen, die wir durchführen, können zeigen, wie sich das genetische Material, d. h. die bestehenden Sorten, in Bezug auf dieses Problem verhält. Gibt es natürliche Resistenzen in unserem kommerziellen Material*? Gibt es diese vielleicht sonst in dem Material, das uns zur Verfügung steht, in den Pflanzenlinien, in der Biodiversität, die wir haben? Je früher wir diese Analysen durchführen, desto größer ist unser Vorsprung”.
Wenn das erkannte schwache Signal zu einem echten Warnsignal wird, kann diese Methode mehrere Jahre Zeitersparnis bringen. Dies war insbesondere bei der Mycospshaerella der Fall, einer Kohl-Krankheit, die ab Herbst und den ganzen Winter über die verschiedenen Kohlarten befallen kann. Da die OBS sofort nach der Erkennung der Krankheit neue Sorten züchtete, konnte ein hohes Produktions- und Qualitätsniveau aufrechterhalten werden.

Gewährleistung der Lagerstabilität

In der Lebensmittelproduktion ist die Frage der Lagerung oft genauso wichtig wie die Überlegungen zur Produktion. Daher arbeitet die OBS auch an diesen Themen, insbesondere bei Schalotten und Zwiebeln.
Ziel dieser Forschungsarbeiten ist es, Lagerkrankheiten einzudämmen. In der Tat kann ein Befall von Zwiebelknollen vorhanden sein, und je nach Lagerungsbedingungen, Luftfeuchtigkeit und Temperatur kann es zu einer explosionsartigen Ausbreitung einer Krankheit kommen.

“Bis vor kurzem wurden Schalotten in Bädern mit heißem Wasser und Fungiziden eingeweicht, die mittlerweile verboten sind. Wir haben nicht auf das Verbot letzterer gewartet, um andere Lösungen zu finden, die eine gute Konservierung der Lauchgewächse gewährleisten. Mit entsprechenden Tests wurde bereits vor über sieben Jahren begonnen”.
Wie werden solche Studien durchgeführt? Jean-Luc erklärt uns die Methode:
“Man züchtet den jeweiligen Pilz auf Getreide, das man dann beim Pflanzgut aussät. Auf diese Weise bringen wir den Erreger in den Boden, der infolgedessen stark befallen ist. Wir nehmen dann Pflanzungen in diesem kontaminierten Boden durch, um die Produktion und die Haltbarkeit dieser Schalotten zu untersuchen.”

Seit Beginn dieser Versuche haben sich einige Sorten bestätigt. Aber auch die neu gezüchteten Sorten müssen alle erwarteten Kriterien erfüllen: Frühreife, Ertrag, Gesamtqualität…

Um die Gesamtheit dieser Arbeiten zu beschreiben, benutzt Jean-Luc folgende passende Formulierung “Das ist alles extrem komplex”.
Er beendet das Gespräch mit einer Prise Humor: “Ein Forscher, der schon lange dabei ist, hat zwangsläufig einige Misserfolge erfahren. Er hat keine Angst mehr vor weiteren Fehlschlägen und akzeptiert auch, dass sich Zielsetzungen ändern können. Das Hauptziel bleibt jedoch dasselbe: die Forschung nach einer besseren Kontrolle über unser genetisches Material”.

Die Zielsetzung der OBS wird in der Tat dieselbe bleiben, aber das Abenteuer wird ohne Jean-Luc weitergehen, dem wir, mit einigen Monaten Vorsprung, einen schönen Ruhestand wünschen!

 

 

*Das Material bezeichnet die verschiedenen Pflanzensorten, das Handelsmaterial, die Sorten des Katalogs.

 

 

Jean-Luc Tanguy-Chercheur en microbiologie et recherche variétale, effectuant des recherches sur les systèmes racinaires des choux-fleurs
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