Dass alle Gemüsesorten aus Samen, Zwiebeln und Setzlingen hervorgehen, das weiß jeder. Aber wissen Sie auch, wo und wie diese von unseren Prince de Bretagne-Partnererzeugern verwendet werden? Um diese Fragen zu beantworten, trafen wir uns mit David Esnault, Entwicklungs- und Verkaufsleiter bei der OBS (Organisation Bretonne de Sélection), die in der Gemeinde Plougoulm (Finistere), nur wenige Kilometer vom Sitz von Pouliquen entfernt, angesiedelt ist.
Warum wurde die Organisation Bretonne de Sélection (OBS) gegründet?
Die OBS wurde 1970 auf Initiative der Erzeuger der bretonischen landwirtschaftlichen Genossenschaften Sica Saint-Pol-de-Léon, La Bretonne, Les Maraîchers d’Armor und Terre de Saint Malo gegründet, um Zugang zu einer Genetik zu erhalten, die ihren spezifischen Bedürfnissen, ihrem einzigartigen Terroir, den gesellschaftlichen Trends und ihrem Markt gerecht wird. Die OBS wird auch heute noch von den Erzeugern geleitet. Sie profitiert von einer perfekten Kenntnis der Anliegen vor Ort und trägt zur Entwicklung der 1871 Betriebe bei, die im Cerafel (Prince de Bretagne) zusammengeschlossen sind.
Wie ist die OBS organisiert?
Die OBS hat zwei Haupttätigkeiten: die Sortenauswahl sowie die Produktion von zertifiziertem Pflanz- und Saatgut.
Die OBS züchtet Sorten und produziert Saatgut je nach den strategischen Ausrichtungen der Erzeuger. Damit sichert sie ihnen genetische Unabhängigkeit.
Während sich die Forschungstätigkeit Anfang der 1970er Jahre auf Blumenkohl konzentrierte, arbeitet die OBS heute auch an Romanesco, Artischocken, den Coco-Bohnen aus Paimpol, Schalotten, Roscoff-Zwiebeln, Knollenziest, Knollenkerbel, Purpurkarotten, Hokkaido-Kürbissen sowie an Baumschulpflanzen wie Agapanthus.
Von der Forschung bis zur Vermarktung des Saatguts hat sich die OBS dafür entschieden, alle diese Etappen intern zu beherrschen, um die Versorgung mit Saat- und Pflanzgut im bestmöglichen Kostenverhältnis zu sichern.
Über welche Mittel verfügt die OBS?
Die OBS verfügt über ein Team von 35 Vollzeitbeschäftigten, darunter ein Phytopathologe, Forscher und Züchter. Das OBS-Team arbeitet auf 8 Hektar überdachter Fläche und 30 Hektar im Freiland. Die Organisation verfügt außerdem über ein Labor für In-vitro-Anbau, eine Saatgutaufbereitungsanlage und einen Bestand von 150 Bienenstöcken. Die OBS ist für die Produktion von biologischem Saatgut zertifiziert.
Welchen Herausforderungen begegnet die Arbeit der OBS?
Die Entwicklung neuer Gemüsesorten ist sowohl eine wirtschaftliche als auch eine ökologische Herausforderung. Ökonomisch, weil der Fortbestand der Erzeugertätigkeit und damit der bretonischen Gemüsebranche insgesamt davon abhängt, dass sie regelmäßig ausreichende Gemüsemengen von hoher Qualität erzeugen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ökologisch, da die Gemüseerzeuger heute mit ökologischen Herausforderungen konfrontiert sind, die Änderungen mit sich bringen. Sie müssen ihre Auswirkungen auf die Umwelt verringern, sich auf die sich ändernde Gesetzgebung (schrittweises Verbot zahlreicher Pflanzenschutzmittel) einstellen und sich an den Klimawandel anpassen. Die Wetterextreme sind heute viel stärker ausgeprägt als früher. Es kann z. B. sehr lange Perioden ohne Niederschlag geben und dann wieder viel Regen. Es kann auch spät in der Saison nochmal kalt werden. In der Region kommt es auch zu extremen Hitzephasen… Das sind große Herausforderungen für die Landwirte.
Wie sieht der Produktionszyklus einer neuen Gemüsesorte aus?
Die Sortenentwicklung ist eine sehr langfristige Arbeit. Von der Erstellung des Lastenhefts bis zur Zertifizierung der ersten Setzlinge vergehen 10 bis 15 Jahre. Sobald das Lastenheft erstellt und die Ziele definiert sind, z. B. eine Schalottensorte zu schaffen, die gegen den Falschen Mehltau (ein Pilz – Anm. d. Red.) resistent ist, beginnt die OBS mit der genetischen Arbeit, indem die ausgewählten Sorten von Hand gekreuzt werden. Diese Phase dauert sechs bis acht Jahre. Danach beginnt der Kreationszyklus, der sechs Jahre Arbeit erfordert. Anschließend dauert es weitere drei Jahre für die Vermehrungsarbeit, bevor die neue Sorte den Erzeugern angeboten werden kann. Die OBS muss also in der Lage sein, Veränderungen, sowohl in Bezug auf die Umwelt als auch auf die Gesellschaft, sowie die Entwicklung der landwirtschaftlichen Praktiken zu antizipieren. Wir müssen sicherstellen, dass die Sorte, die 10 oder 15 Jahre später angeboten wird, immer noch dem tatsächlichen Bedarf der Erzeuger entspricht.
Wie stellen Sie sicher, dass die neu gezüchtete Sorte von Interesse ist, bevor sie auf den Markt kommt?
Wir bauen für jede Arbeit an einer neuen Sorte ein Netzwerk von Erzeugern auf, die für die Region repräsentativ sind und bringen darin Bio- und konventionelle Erzeuger mit unterschiedlichen Boden- und Klimabedingungen und landwirtschaftlichen Praktiken zusammen. Wir haben also ein direktes und kontinuierliches Feedback von Erzeugern mit ganz unterschiedlichen Profilen und Erwartungen.
Können Sie uns zum Abschluss dieses Interviews Ihre Rolle bei der OBS erläutern?
Ich bin verantwortlich für die Entwicklung und den Verkauf. Ich betreue das Erzeugernetzwerk und stelle die Verbindung zu den verschiedenen Versuchsstationen von Prince de Bretagne, dem CATÉ (konventionell) und Terre d’essai (Bio), den Genossenschaften, den Erzeugern sowie unseren Kunden her.
Außerdem bin ich für die Produktion von zertifiziertem Pflanzgut zuständig, insbesondere für die Lauchgattungen (Allium), Zwiebeln und Schalotten. In diesem Rahmen setze ich die Verträge mit den Vermehrungserzeugern um. Ich lege die Ziele, die zu vermehrenden Sorten, die Vertragsdauer usw. fest. Auch hier betreue ich das Netzwerk und stelle sicher, dass das Pflanzgut den Zertifizierungsanforderungen entspricht. Es ist ein sehr abwechslungsreicher, technischer und spannender Beruf!