Begegnung mit Yannis Moal, Erzeuger von Roscoff-Zwiebeln g. U.

Der Winter hält langsam Einzug in der Bretagne und mit ihm beginnt die Saison der Zwiebel aus Roscoff mit ihrem geschützten Ursprung. Um Ihnen dieses emblematische Produkt unserer Region vorzustellen, haben wir Yannis Moal, einen Gemüsebauern in Saint-Pol-de-Léon, um etwas mehr Auskunft befragt. Er hat sich vor über dreißig Jahren mit seinem Bruder Lionel hier niedergelassen und ist mit der Roscoff-Zwiebel bestens vertraut. Besonderheiten, Anbaumethoden, Geschmack… In diesem Artikel verraten wir Ihnen alles Wissenswerte!

Seit 1995 bewirtschaftet Yannis Moal zusammen mit seinem Bruder Lionel die Ländereien der Familie. Auf den 80 Hektar des Betriebs werden etwa zehn verschiedene Gemüsesorten angebaut: Kartoffeln, Kohl, Salate, Schalotten, Zwiebeln, Cardinal-Artischocken, Kürbisse und Minigemüse (Karotten, Romanesco-Kohl und Wirsing). In diesem Jahr waren sechs Hektar für die Roscoff-Zwiebel mit geschützter Ursprungsbezeichnung (Oignon de Roscoff AOP) reserviert, auf denen etwas mehr als 200 Tonnen Zwiebeln erzeugt wurden.

Ursprung und Eigenschaften der Zwiebel aus Roscoff 

Die ersten Samen der Roscoff-Zwiebel sollen 1647 in Roscoff aufgetaucht und von dem Kapuzinermönch Bruder Cyril aus Portugal mitgebracht worden sein. Es stellte sich heraus, dass der Anbau sehr gut zum Boden und dem Klima der Region passt. Nach und nach übernahmen die örtlichen Erzeuger dieses Lauchgewächs dann und machten es zu einem Emblem der Roscoffer Gegend.
Die Zwiebel weist eine schöne runde bis rund abgeflachte Form auf. Sie unterscheidet sich von anderen Arten durch ihre rosafarbene Schale und ihr rosafarbenes Fruchtfleisch, aber auch durch ihre geschmacklichen Qualitäten und ihre Lagerfähigkeit. Sie ist wenig scharf, süß und saftig und kann sowohl roh als auch gekocht verzehrt werden.

 Die geschützte Ursprungsbezeichnung „AOP“ als Garant für Qualität und Rückverfolgbarkeit

Die Roscoff-Zwiebel erhielt 2009 zunächst das AOC-Schutzsiegel (Appellation d’Origine Contrôlée, kontrollierte Herkunftsbezeichnung) und 2013 dann das AOP-Label (Appellation d’Origine Protégée, geschützte Ursprungsbezeichnung). Das Lastenheft der geschützten Ursprungsbezeichnung legt das geografische Gebiet sowie die Art und Weise des Anbaus, der Ernte, der Lagerung und der Verpackung fest.
Um die Rückverfolgbarkeit der Produkte und die Einhaltung des Lastenhefts zu gewährleisten, sind die Erzeuger der Roscoff-Zwiebel g.U. verpflichtet, den Kontrollstellen verschiedene Register zur Verfügung zu stellen (Herkunft der Samen, Anbau-, Lagerungs- und Verpackungsmethoden usw.). Die Gemüsebauern übermitteln dem zuständigen Verband auch Erklärungen nach einem vom französischen Institut für Herkunft und Qualität (INAO) validierten Muster.
Schließlich wird die Qualität der Zwiebeln mit der Ursprungsbezeichnung von organoleptischen Kommissionen überprüft, die den typischen Charakter und die Qualität der vorbereiteten Zwiebeln vor der Vermarktung kontrollieren (visuelle und taktile Prüfungen und, falls erforderlich, Verkostungen).

Produktionszone der Roscoff-Zwiebel g. U.

Carte de la zone de production de l'Oignon de Roscoff AOP - Pouliquen - 2022

Die verschiedenen Anbauformen der Roscoff-Zwiebel mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g. U.)

Es gibt drei verschiedene Formen des Einsetzens der Roscoff-Zwiebel.
Die derzeit am weitesten verbreitete Methode ist die Anpflanzung von Torfballen, die eine gute Anbaudichte und damit die Ernte von Zwiebelgrößen gewährleisten, die bestens für das Flechten geeignet sind. Sie macht etwa 84 % der Anbaufläche der Roscoff-Zwiebel aus. Die Mini-Ballen werden vor Ort in diesem festgelegten geografischen Gebiet erzeugt. Die Aussaat für die Anpflanzung in diesen Torfballen erfolgt ab Januar im Gewächshaus und die Umpflanzung Anfang April.
Die Direktsaat macht 15 % der Flächen aus. Die Aussaat erfolgt im Laufe des Monats März. Diese Methode führt zu einer späteren Reife im Vergleich zu den anderen Produktionsmethoden (15 bis 20 Tage später).
Die Zwiebelzehen (französisch „Bulbilles“) hingegen stammen aus Zwiebelsamen, die in sehr hoher Dichte ausgesät werden. “Sobald die Zwiebelchen die Größe eines Daumennagels erreicht haben, werden sie zum Trocknen angehoben und im nächsten Jahr wieder eingepflanzt. Der Vorteil dieser Methode liegt in der Fähigkeit der Zwiebelzehen, das Wachstum sehr schnell wieder aufzunehmen”. Yannis Moal
Diese „Reaktionsschnelligkeit“ ermöglicht es, die Zwiebelzehen später in der Saison zu pflanzen und so die Arbeitsbelastung der Gemüsebauern über mehrere Wochen im Frühjahr zu verteilen. Zwiebelzehen machen allerdings nur 1 % der mit Roscoff-Zwiebeln bestellten Flächen aus.

Samen / Mini-Torfballen / Zwiebelzehen

Modes de production de l'Oignon de Roscoff AOP

Eine Ernte in zwei Phasen

Der erste Schritt bei der Ernte der Roscoff-Zwiebel g. U., das „Anheben“, erfolgt von Mitte Juli bis zum 25. August, dem in der Spezifikation der geschützten Ursprungsbezeichnung vorgeschriebenen Zeitlimit. Dabei wird eine Klinge unter die Zwiebeln geschoben, um deren Wurzeln abzutrennen. Ziel dieses unumgänglichen Schrittes ist es, die weitere Aufnahme von Wasser durch die Wurzeln zu verhindern. Dadurch werden die Zwiebeln haltbarer und ihre Aromen werden nicht abgeschwächt. Die Zwiebeln werden dann mehrere Tage zur Trocknung auf dem Feld gelassen, bevor sie vorsichtig von Hand oder maschinell eingesammelt werden, da die Roscoff-Zwiebel recht empfindlich ist.

Das Trocknen, Lagern und Verpacken der Roscoff-Zwiebeln g. U.

Die Roscoff-Zwiebeln g. U. können bis April des auf die Ernte folgenden Jahres aufbewahrt werden. Die Lagerung kann im Freien in Paloxen erfolgen, wo sie allerdings vor Regen geschützt sein müssen; in Innenräumen in Silos oder belüfteten Paloxen sowie in Kühlräumen. Die letztgenannte Lagerungsart ermöglicht es, die Verpackungsperiode bis Ende April zu verlängern.
Vor der Vermarktung muss die Roscoff-Zwiebel g. U. gut getrocknet sein. Um dies zu gewährleisten, werden die Zwiebeln von den Erzeugern einzeln von Hand geprüft, insbesondere vor dem Flechten der Zwiebelzöpfe. Vor der Verpackung werden sie von unserem Betriebsteam am Standort Cléder nochmals überprüft. Eine eventuell beschädigte Roscoff-Zwiebel mit geschützter Ursprungsbezeichnung darf nicht vermarktet werden.

Bei Pouliquen hat so jeder seine Vorliebe für den Verzehr dieser atypischen Zwiebel, ob roh oder gekocht, allein oder mit Beilagen… Die Lieblingszubereitung von Yannis Moal: einfach nur „in der Pfanne goldbraun gebraten“. Riechen Sie den delikat süßlichen Geruch? Die Roscoff-Zwiebel wartet nur auf Sie!

Wir bieten sie als konventionelle sowie als Bio-Zwiebel an, und zwar im Netz, geflochten im Zopf, als gelegte Ware, im Girsac oder als Zwiebel-Box. Alle Details zur Roscoff-Zwiebel mit ihrer geschützten Ursprungsbezeichnung finden Sie auf unserer Website: als konventionelle sowie als Bio-Zwiebel.

 

Bildnachweis :

Pouliquen
Landwirtschaftskammern Bretagne – Zweigstelle Saint Pol de Léon

Verband der Roscoff-Zwiebel g. U. (Syndicat de l’AOP Oignon de Roscoff)

Das „Haus der Johnnies und der Roscoff-Zwiebel “

Die „Bretonische Organisation für Sortenauswahl und Saatgutproduktion“ (OBS)
ÉCLO